Kahlschlag im Paradies - Schützt Boykott den Tropenwald?

Die weltweite Waldfläche reduzierte sich zwischen 1990 und 2000 um jährlich 0,2 %. Das entspricht fast 90% der Waldfläche Deutschlands. Den stärksten Flächenrückgang finden wir im tropischen Afrika und in Lateinamerika.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts nahm der weltweite Handel mit Holz rasant zu. Während Bauholz meist in der Region gewonnen wurde, nahm der Import exotischer Tropenhölzer für Innenausstattungen, Fensterkanteln und Furnier stark zu. Das Resultat dieses Raubbaus: Teak, das schon von den britischen Kolonialherren stark genutzt wurde, ist heute kaum noch auf den Naturstandorten in Thailand und Burma zu finden. Ebenso ist der Vorrat an echtem Mahagoni quasi auf Null zurückgegangen. Vor allem aber wurden die Dipterocarpaceen-Wälder Südostasiens zu Fensterkanteln und Sperrholz verarbeitet.

Diese Fakten sind schlimm genug. Aber sie spielen nur eine untergeordnete Rolle bei der Vernichtung der Tropenwälder. Zwar entfällt laut FAO ca. die Hälfte des jährlichen Holzeinschlags auf die tropischen Wälder, aber nur 17% davon sind Nutzholz, 83% werden als Brennholz genutzt. Auf das Konto des Holzexports gehen global nur etwa 5% der Waldvernichtung. Der überwiegende Teil der Waldvernichtung geht auf das Konto der Shifting Cultivations, des Wanderhackbaus. Etwa die Hälfte der ursprünglich betsehenden Tropenwälder wurde auf diese Art und Weise vernichtet. Die oft zu hörende Argumentation, die kommerziellen Holzfäller würden erst die Wege für die Bauern in den Wald bahnen, stimmt nur in einigen Fällen. Auch dort, wo Logging keine Rolle spielt, werden Wälder nachhaltig zerstört. Die Vernichtung der Tropenwälder ist also weniger ein industriepolitisches, sondern vor allem ein entwicklungspolitisches Problem.

Es sei bemerkt, dass Wald in sich entwickelnden Kulturen selten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war. Höhere Kulturen haben sich stets aus Ackerbau-Gesellschaften entwickelt und denen war der Wald immer im Weg. Selbst in Europa waren die Waldbestände des Mittelalters wesentlich kleiner als heutzutage. Erst mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurde der Flächenbedarf an Acker- und Weideflächen kleiner und die systematische Waldbewirtschaftung konnte sich entwickeln. Nachhaltige Forstwirtschaft ist auch in Europa erst seit etwa 200 Jahren verbreitet. Wenn es gelingt, auch in den tropischen Ländern aus dem Wald einen nachhaltigen Wirtschaftsfaktor zu machen, bestünde die Chance, die Zerstörung zu stoppen.

Literatur

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (2001): Gesamtwaldbericht der Bundesregierung. 141 S. (PDF-Version)

Angelsen, A, Wunder, S. (2003): Exploring the Forest -Poverty Link. Key Concepts, Issues and Research Implications. Center for International Forest Research, Jakarta, 70 S. (PDF-Version)

World Wildlife Fund (1996): Tropenwald- Tropenholz. Reichtum für die Zukunft. WWF Schweiz, 12 S. (PDF-Version)

Weblink:

Center for International Forest Research, Jakarta, Indonesia

Tropenwald - Tropenholz (Schweizerischer Forstverein)

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Länder und Wälder mit hohen Raten der nettoFlächenänderungen 1990-2000.
Quelle: FAO (2001). Global Forest Resources Assessment 2000. FAO Forestry Paper 140. Rom, Food and Agriculture Organization. 479 S.
 

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