Wer hat sie nicht schon einmal gezählt, die Jahrringe auf einem Baumstumpf? Jahrringe erzählen Geschichten, liefern Informationen über die Entwicklung eines Baumes und über die Umwelteinflüsse, denen er ausgesetzt war. Insbesondere das Klima hinterlässt seine Spuren in den jährlichen Zuwachsschwankungen: Trockene Sommer oder kalte Winter finden z.B. ihr Echo in den Jahrringen. Aber auch Verletzungen des Baumes schlagen sich oft im Zuwachs nieder. Bäume sind gewissermaßen biologische Datenbanken, die im Holz verschlüsselte, wertvolle Informationen speichern. Diese Informationen zu entschlüsslen, hat sich die Dendrochronologie zur Aufgabe gemacht. Aus den Jahrringmustern der Bäume filtern Dendrochronologen das den Bäumen gemeinsame Signal heraus und erstellen für einen Waldbestand, ja für ganze Regionen Jahrringchronologien. Unter Einbeziehung von historischen Bauhölzern und archäologischem Holzmaterial lassen sich die Jahrringkalender sukkzessiv in die Vergangenhiet verlängern und sogenannte Standardchronologien bilden. Inzwischen gibt es Zeitreihen bis zurück zur letzten Eiszeit, also für die letzten 8.000-10.000 Jahre. (mehr) Verwendet werden Jahrringdatenbanken u.a. zur Klimaforschung. Trocken- oder Kälteperioden während der Post-Glazials können mit Hilfe von dendrochronologischer Methoden rekonstruiert werden. Besonders intensiv schlägt sich das Klima in der Dichte des Spätholzes bei Nadelbäumen nieder. (mehr) Aber Dendrochronologen können noch mehr: Der Vergleich alter Hölzer mit bestehenden Jahrring-Chronologien erlaubt eine Datierung auf das Jahr genau. Zahlreiche alte Gebäude und Kunstgegenstände, deren Alter strittig war, ließen sich schon mit Hilfe der dendrochronologischen Methode zeitlich genau einordnen. Inzwischen werden neben der Jahrringbreite und -dichte
auch andere holzanatomische Parameter als Informationsquelle genutzt.
So z.B. konnte nachgewiesen werden, dass in der Querschnittfläche
der Gefäße bei Buche eine prägnante Klimainformation
steckt. Die Größe der Gefäße zu Beginn der Vegetionsperiode
ist zum Teil schon von den Niederschlägen des Vorjahres-Sommers geprägt.
Auch die jährliche Nadelproduktion bei Fichte, die sich mit Hilfe
der Nadelspuren im Holz rekonstruieren lässt, enthält
ein deutliches Klimasignal. Literatur: SCHWEINGRUBER, F., 1983: Der Jahrring: Standort, Methodik, Zeit und Klima in der Dendrochronologie. Bern, Stuttgart: Haupt Verl., 234 S. SCHWEINGRUBER, F.H.., 1996: Tree rings and environment. Dendroecology. Swiss Federal Institute for Forests, Snow and Landscape Research. Birmensdof and Paul Haupt, Berne, Stuttgart, Vienna, 609 S. FRITTS, H.C., 1976: Tree Rings and Climate. London, New York, San Francisco: Academic Press, 567 S. SASS, U., 1993: Die Gefäße der Buche als ökologische Variable. Bildanalytische Erfassung, dendroklimatologische Prüfung, ökologische Bewertung. Dissertation, Univ. Hamburg, 172 S. Links: Science
of Dendrochronology Web Pages (Dr. Henri Grissino-Mayer) (USA) International Tree-Ring Data Bank (USA) Besuchen Sie auch den treeland bookstore. Ausgewählte Bücher über Holz, Bäume und Wald. |
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< Bäume speichern
Umweltinformationen in ihren Jahrringen. Dendrochronologen entschlüsseln
sie. |
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< Zuwachsbohrer zur Entnahme von Bohrkernen aus Bäumen. An den Bohrkernen werden dann die Jahrringe gemessen. |
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Unter Verwendung von Hölzern aus verschiedenen Zeitperioden
lässt sich ein Jahrringkalender
konstruieren
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Die Bauphasen historischer Gebäude
erschließen sich Historikern und Architekten mit Hilfe dendrochronologischer
Methoden < |
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Blick in die Vergangenheit Anhand von Jahrringchronologien ist das Klima vergangener Jahrhunderte rekonstruierbar |
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Gefäße der Buche als ökologische Variable
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< Durch bildanalytische Erfassung der Gefäße (gelb) kann
die Gefäßfläche der Jahrringe quantifiziert und dendrochronologisch
ausgewertet werden. |
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Nadeln hinterlassen Spuren im Holz, selbst wenn sie längst
vom Baum abgeworfen wurden. Damit verraten sie auch, wieviele Nadeln einst
am Baum hafteten und wie lange. >
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In den marknahen
Jahrringen kommen die Nadelspuren der Kiefer als dunkle Punkte deutlich
zum Vorschein und können so ausgezählt werden. (mehr) < |
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© C. Sander
2002
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