Natur-Design - Wie Bäume ihre Gestalt optimieren
Die Entdeckung der Langsamkeit. Ein Baum, so unbeweglich er auch erscheinen mag, ruht niemals. Sein Tempo liegt für uns unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze. Fast unbemerkt verändert er seine Gestalt und passt sich den biologischen und mechanischen Erfordernissen an. Adaptives Wachstum nennt man diesen Vorgang. Dabei erreicht ein Baum niemals das Optimum, da er ja ständig weiterwächst. Das innere Gleichgewicht ist kein statisches, sondern ein dynamisches. Perfekte Ingenieurkunst. Warum brechen Äste nicht einfach ab? Wie trotzen Bäume Stürmen? Müssten Ingenieure einen idealen Baum entwerfen, so würde ihnen das schwerfallen - zu komplex ist seine Gestalt. Der Baum sorgt durch adaptives Wachstum dafür, dass im Idealfall nirgendwo in seiner Gestalt Kerbspannungen, also Sollbruchstellen auftreten. Unterziehen Sie z.B. Astgabelungen einer geometrischen Analyse, so werden Sie feststellen, dass diese an der Innenseite niemals einen Kreisradius, sondern einen statisch optimierten, elliptischen Radius ausbilden: Mechanisch perfekt! Actio = Reactio. Dieser physikalische Satz gilt im biologischen Sinn auch für Bäume. Tritt irgendwo eine Verletzung oder ein Ungleichgewicht auf, versucht der Baum sofort, durch gezieltes Wachstum, den mechanischen oder physiologischen Schaden auszugleichen. Der geübte Sachverständige kann aus dieser "Körpersprache der Bäume" Baumschäden erkennen und deren Gefährdungspotential einschätzen. Bäume als Lehrmeister. Die Bauprinzipien der Bäume werden inzwischen in die Technik verwendet. Von mechanisch optimierten Teilen im Automobilbau bis hin zu bruchfesten Knochenschrauben reicht die Spannweiter der Anwendungen. Literatur: MATTHECK, C., 1992: Design in der Natur. Der Baum als Lehrmeister. Freiburg: Rombach-Verl., 242 S. MATTHECK, C., BRELOER, H., 1993: Handbuch der Schadenskunde von Bäumen. Der Baumbruch in Mechanik und Rechtsprechung. Freiburg: Rombach-Verl., 193 S. Links: How to recognize defects in trees Besuchen Sie auch den treeland
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Mit Druck nach oben: Säbelkiefer
im Elbsandsteingebirge. >
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Das Druckholz bei Nadelhölzern
(rechts) wirkt der Druckbelastung entgegen und bewirkt ein Aufrichten
den Baumes. >
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< Das Geflecht dieser Buchenwurzel stützt den Baum am Hang optimal ab. | ||||
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< Adaptives Wachstum: Spannungsverteilung im Modell und tatsächliche Kallusbildung nach künstlicher Verwundung (Abb. Mattheck 1992) |
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Ausbeulungen weisen auf innere
Schäden des Baumes hin. >
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© C. Sander
2002
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