Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - Baumdiagnose

Die Straßen- und Parkbäume müssen regelmäßig auf ihre Stabilität geprüft werden (Verkehrssicherungspflicht). Ein erfahrener Sachverständiger weiß sichtbare Schadsymptome richtig zu deuten. Dabei berücksichtigt er auch die Baumart, Alter, Habitus und das Baumumfeld. Oft reichen visuelle Beurteilungen aber nicht aus, um innere Schäden zu erkennen. Dann muss Messtechnik nachhelfen.

Aufgrund seiner komplexen Gestalt ist es bisher unmöglich, die mechanische Stabilität eines Baumes rechnerisch genau zu erfassen. Wie Stürme auf Bäume wirken, ist kaum modellierbar, da sich die Baumkrone mit all ihren Untergliederungen bis hin zu den Blättern dynamisch an die Luftströmung anpasst. Verlockend sind Messungen des E-Moduls - durch Zugversuche mit Seilwinden, von denen man sich Aussagen über die Baumstabilität erhofft. Ein leider ungeeignetes Verfahren (mehr).

Eine sehr viel genauere Aussage liefert uns die Bestimmung der Restwandstärke eines Stammes oder Astes. Da die größte Biegelast von den äußeren Holzschichten getragen wird, ist ein hohler oder kernfauler Baum nämlich nicht unbedingt bruchgefährdet. Erst eine Höhlung/Fäule, die mehr als 50-60% des Durchmessers ausmacht, wirkt sich in nennenswertem Maße auf die Oberflächenspannung aus. Je nach Stamm- und Kronengestalt kommen Bäume mit sehr geringen Restwandstärken aus.

Die Restwandstärke lässt sich fast zerstörungsfrei mit dem Resistograph® erfassen. Dieses Gerät misst den Bohrwiderstand einer dünnen Bohrnadel beim Vordringen in das Holz. Auf diese Weise lassen sich Restwandstärke und Zustand des Holzes mit großer Genauigkeit feststellen. Inzwischen ist es auch möglich, mit tomographischen Verfahren den Stammquerschnitt zu scannen.

Literatur

MATTHECK, C., BRELOER, H., 1993: Handbuch der Schadenskunde von Bäumen. Der Baumbruch in Mechanik und Rechtsprechung. Freiburg: Rombach-Verl., 193 S.

DUJESIEFKEN, D., JASKULA, P., KOWOL, T. (2005): Baumkontrolle unter Berücksichtigung der Baumart. Typische Schadsymptome und Auffälligkeiten. Haymarket Media, 296 S.

RINN, F., 1989: Eine neue Bohrmethode zur Holzuntersuchung. Holz Zentralbl. 115 (34), 529-530

KUCERA, L.J., NIEMZ, P., 1998: Fäule in Bäumen erkennen. Wald und Holz (2): 27-30

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Spannungsverteilung am Baum bei äußerer Belastung (F): Die größten Kräfte wirken an der Oberfläche.
   
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Häufig unterschätzt: Dieser Mammutbaum ist über 60 Meter hoch und im unteren Stammbereich komplett hohl. Doch seine Restwandstärke reicht aus, um die gewaltigen Kräfte aufzunehmen.
Baumkontrolle: Der Resistograph® und andere Messinstrumente erlauben einen Blick in den Baum.
(Foto: RINNTECH)
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Scan eines großen Stammquerschnitts mit Hilfe des ARBOTOM®
       
       

 

 

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