Forst - der Wald als Wirtschaftsfaktor

Nach wie vor ist Holz - noch vor Beton, Stahl und Aluminium - der mit Abstand wichtigste Werkstoff, den wir auf diesem Planeten nutzen. Wenn wir von Nutzholz sprechen, meinen wir meist Holz, das zu Holzprodukten verarbeitet wird. Global gesehen wird aber über die Hälfte der Produktion als Brennholz genutzt. Laut FAO wurden Ende der 90er Jahre über 3,2 Milliarden m³ Holz eingeschlagen, nur 46% wurde zu Nutzholz weiterverarbeitet. In der tropischen Zone wurden 86% als Brennholz genutzt. Über die Holznutzung hinaus erfüllt der Wald bedeutsame ökologische Funktionen. Wissenschaftler haben für 1997 den Gesamtwert der Waldfunktionen auf 4,7 Billionen US-Dollar beziffert. Das sind mehr als ein Viertel des damaligen Welt-Bruttosozialprodukts.

Dort, wo der Mensch den Wald betritt und in irgendeiner Form nutzt, verliert dieser den Status des Primärwaldes. Er wird zum Sekundärwald, der sich in seiner Artenzusammensetzung meist vom unberührten Naturwald quantitativ und qualitativ unterscheidet. Wird ein Wald systematisch wirtschaftlich genutzt, nennt man ihn Forst. Die meisten unserer Wirtschaftswälder sind aus Kulturen herangewachsen. Artenzusammensetzung und Bestandesaufbau richten sich nach forstlichen Erfordernissen, weniger nach ökologischen Kriterien. Allerdings bemühen sich Forstleute mehr und mehr, einen naturnahen Waldbau einzuführen, der bei der Wahl der Baumarten und der Bewirtschaftung die natürlichen Kreisläufe berücksichtigt.

Im Mittelalter herrschte noch der Niederwald vor, bei dem schnell wachsende Baumarten bevorzugt wurden und die Erzeugung von Brennholz im Vordergrund stand. Dabei machte man sich die Fähigkeit einiger Arten zum Stockausschlag zu Nutzen. Es wurde nach dem Einschlag also nicht neu gepflanzt, sondern die Bestände verjüngten sich durch Adventivtriebe aus dem Wurzelstock. Diese Wirtschaftsform findet man heute nur noch in geringem Maße im Bauernwald. Man ging dann später dazu über, eine Oberschicht von Bäumen für die Bauholznutzung heranzuziehen. Diese Wirtschaftsform nennt man Mittelwald. Heute ist in Mitteleuropa überwiegend Hochwald zu finden, bei dem die Verjüngung entweder aus Kulturpflanzen angezogen wird oder - im naturnahen Waldbau - auch die Naturverjüngung aus Samen genutzt wird. Hier steht die spätere Nutzung für Holzprodukte im Vordergrund. Das Heranziehen wenig abholziger und möglichst astfreier Stämme ist das Ziel.

Der gewöhnliche Hochwald ist ein Altersklassenwald, hat also gleichaltrige Bestände. In seiner extremen Form ist er eher Holzplantage als Wald. Zahlreiche Bestände von Eukalyptus und Pinus radiata in Spanien, Australien, Neuseeland und Chile sind derartige Plantagen. Sie sind ökologisch wenig wertvoll und anfällig für Kalamitäten. Durch regelmäßige Durchforstungen werden Hochwaldbestände aufgelichtet und ertragreiche Baumexemplare gefördert. Plentern ist eine vergleichsweise schonende Wirtschaftsform des Hochwaldes. Nur einzelne Bäume werden entnommen, so dass sich ein mehrschichtiger Bestand aus verschiedenen Arten entwickelt. Diese Form bleibt aber vorwiegend auf wenige, ökologisch empfindliche Standorte beschränkt. Auch der Femelhieb, bei dem nur kleine Lichtungen (max. 1 ha) in den Wald geschlagen werden, gehört zu den schonenden Wirtschaftsformen.

Literatur

BURSCHEL, P., HUSS, J. (2003): Grundriß des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Ulmer-Verlag, 3. Auflage, 487 S.

RÖHRIG, E., BARTSCH, N., LÜPKE, B. von (2006): Waldbau auf ökologischer Grundlage. UTB-Verlag, 7.Auflage, 479 S.

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (2001): Gesamtwaldbericht der Bundesregierung. 141 S. (PDF-Version)

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Naturnaher Waldbau: Plenterwald in Slowenien
(Hauptbaumarten: Buche und Tanne)
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Relikt aus alter Zeit:
bäuerlicher Niederwald im Tessin
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Holzacker:
Altersklassenwald im Harz
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Produltionsdauer: 120 Jahre. Qualität: ausgezeichnet. Eichenstämme zur Versteigerung in Schleswig Holstein
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Massenware:
Industrieholz für Holzwerkstoffe oder Zellstoff
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Waldnutzung in den verschiedenen Klimazonen, berechnet nach Daten der FAO
Quelle: Gesamtwaldbericht der Bundesregierung 2001
 

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