Holzschutz kontrovers - Mit oder ohne Gift?

Holzschutz kontrovers . In den 1980er Jahren geriet der chemische Holzschutz in Verruf und mit ihm z.T. auch der Holzbau. Fälle von gesundheitlichen Schäden durch Holzschutzmittel beunruhigten die Menschen. Die öffentliche Diskussion hat auch bei der Industrie zu einem Umdenken geführt. Die Normung wurde an den wissenschaftlichen Kenntnisstand angepasst und hat schon seit Jahren einen Status erreicht, welcher der menschlichen Gesundheit ebenso Rechnung trägt wie dem Schutz des Holzes.

Abgestufte Reaktion. Es hilft nichts: Dort wo konstruktive Maßnahmen nicht ausreichen, ist entweder der Einbau von dauerhaften Hölzern gefragt, oder der Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln ist unvermeidlich - vorausgesetzt es handelt sich um statisch tragende Bauteile. Die in Deutschland einschlägige Norm ist die DIN 68 800 (Holzschutz im Hochbau). Sie differenziert die erforderlichen Schutzmaßnahmen nach 5 Gefährdungsklassen. Wesentiches Kriterium ist die Holzfeuchte. Wichtig: Für nicht-tragende Bauteile ist kein Holzschutz vorgeschrieben.

Giftfreies Wohnzimmer. In beheizten Innenräumen (Gefährdungsklasse 0) ist die Holzfeuchte mit 10-12% derart neidrig, dass weder mit Pilzbefall zu rechnen ist, noch stellen holzzerstörende Insekten eine ernstzunehmende Gefahr dar. Hier kann vollständig auf den Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln verzichtet werden. Desgleichen gilt auch für Konstruktionen, die vollständig verkleidet sind, so dass weder Feuchtigkeit noch Insekten das Holz erreichen können.

Chemische Keule. Für statisch tragende Holzbauteile in gefährdeten Bereichen (Gefährdungsklassen 1-4) hingegen schreibt die Norm einen abgestuften, vorbeugenden Holzschutz vor. Dieser kann entweder im Einsatz entsprechend resistenter Kernhölzer bestehen - oder das Holz muss chemisch geschützt werden. Wenn sich der Erdkontakt von Hölzern nicht vermeiden lässt (z.B. bei Holzmasten), müssen entweder Hölzer der Resistenzklasse 1 eingesetzt - oder das Holz muss mit speziellen Präparaten getränkt werden, die für diesen Einsatzbereich zugelassen sind. Gefährdet ist aber auch die Spritzwasserzone. Hier lässt sich oft konstruktiv schützen.

Finger weg, Heimwerker! Der Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln ist nur dann sinnvoll, wenn sie in ausreichender Menge und im Tränkverfahren (unter Druck) in das Holz eingebracht werden. Sie sollten außerdem nur vom Fachmann angewendet werden. Handwerkliche Verfahren wie Tauchen und Spritzen führen allenfalls zu einem Oberflächenschutz und können eine Innenfäule nicht wirksam verhindern. Was Sie wissen solten: Giftig sind Holzschutzmittel immer. Sind sie es nicht, sind sie unwirksam!

Die Perspektive. Einen alternativen, giftfreien Weg beschreiten neuartige Verfahren der chemischen und thermischen Modifizierung des Holzes. Diese Behandlungen verändern die chemische Struktur des Holzes derart, dass es Mikroorganismen nicht mehr "schmeckt". Der Vorteil: Aus wenig dauerhaften Hölzern werden quasi neue Holzarten, die neben einer sehr hohen Dauerhaftigkeit auch eine hohe Dimensionsstabilität aufweisen. D.h. das Holz ist auch unter extremen Einsatzbedingungen länger haltbar und "arbeitet" kaum noch. Bei einigen Verfahren, wie z.B. bei der Acetylierung werden zudem die technischen Holzeigenschaften verbessert. Modifizierte Holzprodukte sind z.B. unter den Markennamen ThermoWood, Accoya, Kebony und Belmadur im Handel.

Lack ab! Wer dem Holz nur eine andere Farbe verpassen will, benötigt dazu kein Holzschutzpräparat. Bewitterte Hölzer sollten allerdings ausschließlich mit offenporigen Anstrichen (Lasuren) versehen werden. Lackschichten führen früher oder später zu Feuchtenestern im Holz: Die durch Fugen und Risse eingedrungene Feuchtigkeit kann das Holz dann nur schwer wieder verlassen und verursacht verdeckte Fäulen, die meist erst dann erkannt werden, wenn es zu spät ist.

Literatur:

LEISSE, B., 1992: Holzschutzmittel im Einsatz. Bestandteile, Anwendungen, Umweltbelastungen. Wiesbaden, Berlin, 223 S.

WEISSENFELD, P., 1994: Holzschutz ohne Gift? Ökobuch Verlag GmbH Staufen, 190 S.

IBACH, R.E. (1999): Wood Presrvation. In: Wood handbook—Wood as an engineering material. Gen. Tech. Rep. FPL–GTR–113. Madison, WI: U.S. Department of Agriculture, Forest Service, Forest Products Laboratory. 463 p. (PDF)

Links:

Deutscher Holzschutz Verband

Fachinformation Umwelt und Gesundheit (Bayrisches Umweltministerium)

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< Konstruktiv optimal geschützt: Die niedrige Holzfeuchte in geschlossenen Wohnräumen macht chemischen Holzschutz überflüssig.
(Foto: Huf Haus)
   
 
Optimaler Holzschutz: Großzügiger Dachüberstand eines Holzhauses
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Konstruktiv kaum zu schützen: Außen-Fachwerk. Hier sind dauerhafte Kernhölzer oder imprägnierte Hölzer gefragt
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  Stark gefährdet: Spielgerät mit Erdkontakt. Hier müssen sehr dauerhafte Hölzer (z.B. Robinie) oder geeignete chemische Schutzmittel eingesetzt werden.
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  > Harter Brocken: Fichtenholz:ist schwer imprägnierbar. Selbst unter 8 Bar Druck dringt das Schutzmittel nur wenige Millimeter ins Holz ein.  
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Acetyliertes Holz sieht aus wie gewöhnliches Holz, ist aber dimensionsstabil und erreicht Resistenzklasse 1 - ohne Gift.
Durch thermische Behandlung (oben) erreicht Holz eine höhere Dauerhaftigkeit, verliert aber auch an Festigkeit.
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Holz muss "atmen": Offenporige Lasuren sind auf bewitterten Flächen deckenden Lacken vorzuziehen.
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